Warum haben Menschen in Deutschland so großes Vertrauen in eine Genossenschaft?

1. Lange Tradition:
Genossenschaften in Deutschland gehen auf Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Pioniere wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch gründeten die ersten Kredit- und Konsumgenossenschaften, um Bauern und Handwerkern zu helfen. Diese lange Geschichte hat dazu beigetragen, dass Genossenschaften als bewährte und vertrauenswürdige Organisationsform wahrgenommen werden.

2. Demokratische Struktur:
Jedes Mitglied einer Genossenschaft hat unabhängig von der Höhe seiner Einlage eine Stimme. Dies steht im Gegensatz zu Aktiengesellschaften, wo das Stimmrecht von der Anzahl der Aktien abhängt. Diese demokratische Struktur fördert das Gefühl von Gleichberechtigung und Mitbestimmung unter den Mitgliedern.

3. Gemeinwohlorientierung:
Anders als viele andere Unternehmensformen zielen Genossenschaften nicht primär auf Gewinnmaximierung ab. Stattdessen steht der Nutzen für die Mitglieder und oft auch für die breitere Gemeinschaft im Vordergrund. Dies kann sich in günstigeren Preisen, besseren Dienstleistungen oder lokalen Investitionen äußern.

4. Stabilität:
Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit haben sich Genossenschaften oft als robuster erwiesen als andere Unternehmensformen. Während der Finanzkrise 2008 beispielsweise blieben genossenschaftliche Banken weitgehend stabil, was das Vertrauen in dieses Modell weiter stärkte.

5. Lokale Verankerung:
Viele Genossenschaften, insbesondere Volks- und Raiffeisenbanken sowie Wohnungsgenossenschaften, sind stark in ihren lokalen Gemeinschaften verwurzelt. Sie kennen die örtlichen Bedürfnisse und engagieren sich oft für lokale Projekte und Initiativen.

6. Transparenz:
Die Entscheidungsprozesse in Genossenschaften sind für Mitglieder in der Regel nachvollziehbar. Regelmäßige Mitgliederversammlungen und detaillierte Berichterstattung tragen zu dieser Transparenz bei.

7. Erfolgsgeschichten:
Es gibt zahlreiche erfolgreiche Genossenschaften in Deutschland, von großen Unternehmen wie der Edeka-Gruppe bis hin zu lokalen Energiegenossenschaften. Diese Erfolge dienen als positive Beispiele und stärken das Vertrauen in das Modell.

8. Staatliche Unterstützung:
Der deutsche Staat fördert Genossenschaften durch spezielle gesetzliche Rahmenbedingungen (z.B. das Genossenschaftsgesetz) und teilweise auch durch finanzielle Anreize. Dies signalisiert eine offizielle Anerkennung und Unterstützung dieser Organisationsform.

Diese Faktoren zusammen haben dazu beigetragen, dass Genossenschaften in Deutschland ein hohes Maß an Vertrauen genießen. Sie werden oft als eine Alternative zu rein profitorientierten Unternehmen gesehen, die sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch sozial verantwortlich agieren können.

 

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